Editorial des Präsidenten
Gute Aussichten dank Innovation und Nachhaltigkeit
Sehr geehrte Damen und Herren Aktionärinnen und Aktionäre
Als breit aufgestellte Mediengruppe und Betreiberin von vielbesuchten Plattformen bewegen wir uns nahe am Puls der Gesellschaft. Entsprechend hat sich das Corona-Jahr 2020 überwiegend, aber zum Glück nicht nur negativ auf unsere Geschäfte ausgewirkt.
Der Umgang mit der Krise war anspruchsvoll, zumal sich verschiedene Aktivitäten in einer entscheidenden Transformationsphase befinden und wir eine neue Organisationsstruktur eingeführt haben. Die Mitarbeitenden und Kader der TX Group und unserer Unternehmen haben diese Herausforderungen angenommen. Für den grossen Einsatz und die wertvolle Zusammenarbeit möchte ich ihnen im Namen des Verwaltungsrats und der Gruppenleitung unsere Anerkennung aussprechen und herzlich danken.
Es ist sehr erfreulich, wie gut unsere Unternehmen und die zentralen Dienste die andauernde Krisensituation bewältigen. Die Umstellung auf die Arbeit von zu Hause aus hat von Anfang an fast reibungslos funktioniert. Die Zuverlässigkeit und die Qualität unserer Leistungen waren kaum beeinträchtigt. In der gegebenen ausserordentlichen Lage ist die journalistische Leistung von Tamedia und von 20 Minuten besonders wertvoll. Die Marktplätze und die anderen digitalen Plattformen haben ihre wichtigen Leistungen ebenfalls aufrechterhalten.
Für das Einleben der neuen dezentralen Gruppenstruktur war die Entschleunigung vielleicht sogar ein Vorteil. Die Umstellungen waren vor allem für die zentralen Dienste anspruchsvoll. Zumal wir zeitgleich Kosteneinsparungen von rund 20 Prozent realisieren. Damit verbunden ist der Auf- und Ausbau eines eigenen Dienstleistungszentrums in Belgrad. Wobei es bis zur vollen Inbetriebnahme aufgrund der aktuellen Reisebeschränkungen zu Verspätungen kommt.
Mit der Erneuerung der Organisation geht auch eine Modernisierung der Infrastruktur einher. Sie ist insbesondere für das zentrale Thema der Daten wichtig und eröffnet Perspektiven. Für die «Cyber Security» war die Modernisierung der Infrastruktur ebenfalls zentral und hat sich angesichts massiver Attacken bewährt.
Eine Motivation für die neue dezentrale Gruppenstruktur war, einen optimalen Rahmen für die Entwicklung von Tamedia zu schaffen. Die «neue» Tamedia verfügt heute wieder über ein Narrativ und eine klare Strategie. Im Zentrum stehen der Journalismus und die digitale Transformation des Geschäftsmodells.
Für 20 Minuten war das Krisenjahr 2020 besonders schwierig. Obwohl die gedruckten Auflagen auf einem Niveau von rund 80 Prozent gehalten werden konnten, war der Einnahmeverlust hoch. Dafür hat sich die Entwicklung der digitalen Nutzung und im zweiten Halbjahr auch deren Kommerzialisierung sehr gut entwickelt. Dazu beigetragen haben die neue App und die Gesamterneuerung des digitalen Auftritts.
Hart von der Krise betroffen war auch Goldbach. Immerhin konnte Goldbach im zweiten Halbjahr von der überraschenden Erholung der Werbeausgaben profitieren. Neben der klassischen Werbevermarktung sind die Entwicklung des Netzwerkgeschäfts und damit verbunden Investitionen in Ad Tech von entscheidender Bedeutung.
Bei TX Markets haben sich die Geschäfte in der Krisensituation resilient gezeigt. Die Marktplätze Ricardo und Tutti konnten stark wachsen und Rekordwerte verzeichnen. Bei der Mobilitätsplattform Car For You ist das Momentum sehr gut. Von den konjunkturellen Auswirkungen der Krise getroffen sind die Stellenportale JobCloud und karriere.at in Österreich. Im Vergleich zur früheren Konjunkturabhängigkeit von Stellenanzeigen ist die Volatilität aber deutlich geringer. Die Wertschöpfung unserer Rubriken- und Marktplatzgeschäfte wird zunehmend in die Abläufe der Kunden integriert. Dieser Mehrwert trägt auch zur Stabilität bei und eröffnet weitere Wachstumsmöglichkeiten.
Unsere Chance liegt in der Innovation und in der Erneuerung unserer starken Positionen, auf denen wir aufbauen können. Für die notwendige Investitionsbereitschaft und für das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit möchte ich unseren Aktionärinnen und Aktionären danken. Wie vor einem Jahr angekündigt, beantragt der Verwaltungsrat der Generalversammlung, für das Geschäftsjahr 2020 auf die Ausschüttung einer Dividende zu verzichten. Das soll eine Ausnahme bleiben und ändert nichts an der Zielsetzung einer gesunden Rentabilität in all unseren Unternehmen. Wie in der Vergangenheit sollen in Zukunft rund zwei Drittel der erwirtschafteten Gewinne ins Unternehmen und seine Weiterentwicklung reinvestiert und rund ein Drittel als Dividende ausgeschüttet werden. Nur wenn wir den legitimen Interessen aller Stakeholder Rechnung tragen und wieder überdurchschnittlich ertragsstark werden, können wir weiterhin mehr als alle anderen Medienunternehmen in unsere Geschäfte und in den Journalismus investieren. Dessen sind wir uns bewusst, das ist und bleibt unsere Ambition.
Dr. Pietro Supino
Präsident & Verleger