Editorial des Präsidenten
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre der TX Group
Sehr geehrte Geschäftspartnerinnen und -partner
Liebe Kolleginnen und Kollegen
Nach dem erfreulichen Abschluss des ersten Halbjahres konnte die positive Entwicklung fortgeschrieben werden. Im Vergleich zum Vorjahr schliesst TX Group das Geschäftsjahr 2023 deutlich besser ab. In einem unverändert anspruchsvollen Umfeld konnten der Umsatz, das Ergebnis und der Cash Flow markant gesteigert werden. Dafür gebührt allen Mitarbeitenden und dem Kader grosse Anerkennung und Dank!
Wie in den Vorjahren leistete JobCloud (TX Group ist mit 50 Prozent beteiligt) den wichtigsten Ergebnisbeitrag. Als Folge der durchzogenen Wirtschaftslage wurde die Entwicklung von JobCloud und mehr noch von karriere.at in Österreich (JobCloud ist mit 49 Prozent beteiligt) gebremst. Der Umsatz und das Ergebnis sind zurückgegangen. Wirtschaftliche Schwankungen schlagen sich im zyklischen Stellengeschäft nieder. Trotzdem konnte JobCloud ein sehr solides Ergebnis erwirtschaften. Die langfristigen Aussichten bleiben sehr gut, weshalb trotz des Ergebnisrückgangs in die Geschäftsentwicklung investiert wurde.
Positiv entwickelte sich die SMG Swiss Marketplace Group (TX Group hält 30.74 Prozent). Nach der Begründung des Gemeinschaftsunternehmens Ende 2021 und der Einbringung von Homegate, Ricardo, tutti und car4you seitens TX Group konnte die SMG das Ergebnis im Geschäftsjahr 2023 mehr als verdoppeln und im wichtigen Immobilienbereich mit der Integration von Flatfox einen strategischen Schritt realisieren. Das Unternehmen bestätigt sein grosses Potential, das es in den nächsten Jahren auf dem Weg zum angestrebten Börsengang zu realisieren gilt. Zu beachten ist, dass die SMG 2023 noch keine Dividenden ausgeschüttet und somit noch keinen Beitrag zum Cash Flow der TX Group geleistet hat.
Auch Goldbach, Tamedia und 20 Minuten konnten im Geschäftsjahr 2023 Fortschritte erzielen. Sie sind stark vom Strukturwandel betroffen. Aufgrund tieferer Preise sinken in der digitalen Transformation sowohl die Werbeeinnahmen als auch die Einnahmen aus dem Nutzermarkt. Es stellt sich die doppelte Herausforderung, die Kostenbasis den wirtschaftlichen Realitäten anzupassen und neue Angebote zu entwickeln sowie die unternehmerische Leistung zu steigern.
Goldbach konnte mit der Übernahme von Clear Channel Schweiz einen grossen Entwicklungsschritt im strategisch wichtigen Bereich der Aussenwerbung realisieren. Daraus resultiert eine starke Position, die bereits zu einer Umsatzsteigerung geführt hat und in Zukunft einen bedeutenden Ergebnisbeitrag verspricht. Somit verfügt Goldbach mit der Aussenwerbung, der Vermittlung von Werbung in elektronischen Medien (Fernsehen und Radio) sowie der Vermarktung und Vermittlung von Onlinewerbung über drei starke Geschäftsmodelle. Auch wird weiterhin in den Auf- und Ausbau eigener Buchungsplattformen investiert (namentlich für KMU Kunden) und eng mit Tamedia und 20 Minuten zusammengearbeitet.
Mit der Unterstützung von Goldbach werden 20 Minuten und Tamedia ihre Kompetenzen in der Werbevermarktung stärken. Davon sollen der Markenverkauf und die Entwicklung von Premiumangebote profitieren. Die erfreuliche Entwicklung der führenden Position von 20 Minuten mit den eigenen Plattformen und in den sozialen Medien bietet eine gute Ausgangslage. Bei Tamedia bleibt der Ausbau der Monetarisierung im digitalen Nutzermarkt die erste Priorität. Dafür wird auch in neue Angebote investiert. Beispielsweise werden mit dem 2023 lancierten «Verkehrsmonitor» exklusive Nachrichten, Hintergrundberichte und Recherchen speziell für die Mobilitätsbranche angeboten.
Über das Tagesgeschäft hinaus hat das Megathema der künstlichen Intelligenz (KI) die Diskussionen im vergangenen Jahr geprägt. Unsere Branche war immer schon eng mit der technologischen Entwicklung verknüpft. Erste Ansätze von KI sind in unserer Gruppe bereits seit vielen Jahren präsent. Jetzt werden wir uns bewusst, wie gross das Potential ist und wie einfach es genutzt werden kann. Was zunächst einen Effizienz- und Produktivitätsgewinn versprochen hat, wird zum integralen Bestandteil des kreativen Prozesses.
Dabei hilft, dass die Nutzung der neuen Möglichkeiten gewissermassen als Konversation erfolgt. Vorderhand findet die Anwendung eher hinter den Kulissen statt, um das Medienangebot zu schaffen. Aber es werden auch neue Formen der Mediennutzung und Interaktion denkbar. Die Entwicklung ist faszinierend und bietet fantastische Perspektiven. Weil wir noch längst nicht alles verstehen, ist ein sorgfältiger Umgang mit den neuen Möglichkeiten geboten.
Dabei denke ich vor allem an das Gebot der Transparenz. Wir sollten positive Vorstellungen formulieren und zurückhaltend sein mit Einschränkungen. Nicht mit den Möglichkeiten der generativen künstlichen Intelligenz zu experimentieren, wäre unverantwortlich. Auf alle Fälle bleiben wir Medienschaffende für die Inhalte verantwortlich, die wir publizieren - unabhängig davon, ob sie in Kopfarbeit, mit Maschinen oder in Zukunft wohl meistens in Kombination von beidem entstehen.
Und diese Verantwortung ist nicht eine Bürde, sondern eine grosse Chance, speziell für den Journalismus. Denn die neuen technologischen Möglichkeiten werden die Inhaltserstellung beflügeln. Das bereits bestehende Überangebot an Inhalten wird weiter massiv zunehmen. Es wird noch mehr fragwürdige Inhalte geben. Die Gefahr der Manipulation ist nicht neu. Jetzt wird sie potenziert. Das ist eine sehr grosse Sorge. Darum braucht es professionellen Journalismus mehr denn je und gehen wir davon aus, dass es eine langfristige Nachfrage und Zahlungsbereitschaft dafür geben wird.
Journalistische Qualitäten sind Differenzierungsmerkmale im Überangebot. Wer nicht untergehen will, muss mehr bieten:
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die journalistische Arbeit beginnt mit einer sauberen, unabhängigen und faktenorientierten Recherche
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wenn immer möglich am Ort des Geschehens
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daraus resultieren verifizierte Inhalte
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die es einzuordnen gilt
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je nach Bedürfnis und Geschmack aufs Wesentliche reduziert oder ausführlicher
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mit mehr oder weniger unterhaltenden Elementen kombiniert
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dazu sind praktische Hilfestellungen im Alltag wichtig.
Nur auf der Basis einer sauber recherchierten und klar präsentierten Wirklichkeit sind Einsichten, Vertiefungen, Interpretationen und Prognosen möglich. Nur so ist ein selbstbestimmtes Leben möglich. Das Ziel ist, dass Menschen sich ihre eigenen Meinungen bilden können. Letztlich geht es um Glaubwürdigkeit als eine Voraussetzung für Freiheit.
Für Tamedia haben wir die Vorstellungen über «Qualität in den Medien» 2017 in einem Handbuch festgehalten, das im letzten Jahr überarbeitet wurde und demnächst in zweiter Auflage erscheinen wird. 20 Minuten hat eigene publizistische Leitlinien entwickelt, die im Rahmen der Bilanzmedienkonferenz präsentiert werden.
Es ist nicht kompliziert, es geht um die Grundlagen des Handwerks
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um Fehlerfreiheit und Fehlerkorrektur, wenn Fehler vorkommen
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um das Streben nach Wahrheit im Sinne der Vollständigkeit
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um Transparenz und um Fairness.
Und es geht um spezifische Qualitäten, die unterschiedlich positionierte Medien entsprechend ihren Leistungsversprechen erfüllen sollen. Das kann zugegebenermassen komplizierter sein.
Auf dieser Grundlage führen wir mit allen Redaktionen ein jährliches Qualitätsmonitoring durch. Zum einen, weil die Auseinandersetzung mit der journalistischen Qualität eine Frage der Kultur ist. Zum anderen, um gegenüber der Öffentlichkeit Rechenschaft abzulegen, wie wir unsere Verantwortung wahrnehmen.
Mit Blick auf das erfreuliche Geschäftsjahr 2023 danke ich unseren Mitarbeitenden für ihr grosses Engagement sowie unseren Geschäftspartnern und unserem Aktionariat für ihr geschätztes Vertrauen.
Dr. Pietro Supino
Verwaltungsratspräsident & Verleger